Besuch bei der Leitstelle Traunstein
Mehr als 30 mal wurde die Freiwillige Feuerwehr Weidenbach in diesem Jahr schon zu Einsätzen gerufen. Wenn alarmiert wird, dann melden sich Sirene und Funkalarmempfänger oder aufs Handy kommt eine SMS. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten wie die aktiven Feuerwehrleute im Ernstfall zu Hilfe gerufen werden. Natürlich wusste jeder, dass die Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle (ILS) in Traunstein ausgelöst wird, aber wie das funktioniert und was für eine Organisation sich dahinter verbirgt, dafür interessierten sich die Feuerwehrkameraden genauer.
So wurde mit der Leitstelle ein Besuchstermin vereinbart. Die Weidenbacher wurden von Schichtleiter Christian Burr, der selbst auch als Kreisbrandmeister in Berchtesgaden tätig ist, an der Wache empfangen. Im Schulungsraum bekamen die Besucher alle wichtigen Informationen rund um die Leitstelle Traunstein via Präsentation vermittelt. Der Wunsch der Europäischen Union im Jahr 1991 nach einer einheitlichen Notrufnummer für alle Länder war der Auslöser für die heutige Organisation des Feuerwehr- und Rettungsdienstes in Deutschland. 2002 beschloss der Landtag in Bayern 26 Leitstellen einzurichten. Eine davon steht in Traunstein, die 2010 in Betrieb ging. Die Leitstelle ist unter der Trägerschaft eines Zweckverbandes für die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr in den Landkreisen Mühldorf, Altötting, Traunstein und Berchtesgaden zuständig. Jeder der aus den vier Landkreisen die Nummer 112 wählt landet dort. Den Disponenten der Leitstelle stehen dann insgesamt 229 Freiwillige Feuerwehren und 18 Rettungswachen zur Verfügung, um Hilfe zu organisieren. Der Rettungsdienst ist für 500000 Personen mit Wohnsitz in den vier Landkreisen ausgelegt. In den Ferien kommen weit mehr Urlauber hinzu, wodurch ein nicht unerhebliches zusätzliches Einsatzaufkommen entsteht. 2015 wurden etwa 251000 Notrufe bearbeitet. Anrufe kommen in der Tat aber wesentlich mehr an, wenn zum Beispiel die Notruftaste des Mobiltelefons irrtümlich „in der Hosentasche“ ausgelöst wird oder Leute anrufen mit Fragen, die nicht in den Zuständigkeitsbereich der Leitstelle fallen. Diese werden jedoch nicht dokumentiert. Im Schnitt werden pro Feuerwehreinsatz 30 Minuten „Arbeitszeit“ kalkuliert. Bergrettungseinsätze können sich über mehrere Stunden und Tage erstrecken, bis diese abgeschlossen sind. Alle Disponenten in der Leitstelle haben eine umfangreiche Ausbildung im Feuerwehr- und Rettungsdienst hinter sich. Warum, das erfahren die Feuerwehrler als sie die Einsatzzentrale besichtigen und live die Notrufe miterleben. Ein Anrufer meldet sich mit starken Bauchschmerzen. Gezielt fragt der Disponent nach wo genau der Schmerz sitzt, wie lange, wie stark er ist, wie er sich anfühlt und ob der Schmerz schon öfter vorgekommen ist. Nur so kann der Disponent einschätzen welche Hilfe notwendig ist. Letztendlich entscheidet er sich einen Rettungswagen aus Freilassing zum Patienten zu schicken. Beim nächsten Notruf steht eine Wohnung unter Wasser, weil ein Heizkörper undicht wurde. Der Disponent fragt nach Name und Adresse und schickt eine Feuerwehr los. Es ist spannend für einen Außenstehenden und jeder ist erstaunt, wie ruhig und souverän die Mitarbeiter der ILS handeln, sprechen und an den vielen Bildschirmen ihren Notruf dokumentieren und die Rettungsfahrzeuge zu den Einsatzorten dirigieren. Am Ende verließen die Feuerwehrkameraden die Leitstelle mit dem guten Gefühl, dass dort alles Menschenmögliche unternommen wird, um im Notfall kompetent und schnell zu helfen.
Im Besprechungsraum gab es ausführliche Informationen über die ILS
Der Arbeitsplatz von Schichtleiter Christian Burr
Die Besuchergruppe mit Schichtleiter Christian Burr (links)
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